Giulio Paolini

Giulio Paolini, geboren 1940 in Genua, Italien, lebt und arbeitet in Turin. Als eine der Schlüsselfiguren der Arte Povera-Bewegung untersucht Giulio Paolini die Rolle und Methodik des Künstlers ebenso wie die Bedingungen der Präsentation und Rezeption von Kunst. Seine Werke demontieren und rekonfigurieren häufig historische „Kunstsysteme“ – sei es durch die Perspektive der Renaissance, die Rhythmen barocker Architektur oder die formalen Elemente der klassischen griechischen Kunst. Anstatt diese Traditionen abzulehnen, unterläuft Paolini sie mit subtiler Ironie, wobei er die Schönheit und intellektuelle Tiefe der ursprünglichen Bezüge bewahrt. Die daraus entstehenden Mixed-Media- und Installationsarbeiten sind von philosophischer Natur und kreisen beständig um den Schaffensakt selbst sowie um das Verhältnis zwischen Betrachter, Kunstwerk und Künstler. Mit lyrischer und poetischer Sensibilität lädt Paolini dazu ein, das Sehen – und das Gesehenwerden – im Raum der Kunst neu zu denken.

Giulio Paolini Editionen

Giulio Paolini 2022/2024 A prima vista (At First Sight)

A prima vista (At First Sight)

2022/2024

Aus: FACES
Digital Pigment Print mit Collage auf Hahnemühle 300g Büttenpapier, handgerissen, 60 x 50 cm. Edition: 45 + 8 AP, signiert auf dem Label verso, nummeriert auf dem Blatt selbst. 

Giulio Paolinis Edition A prima vista (At First Sight) hält einen Moment zeitloser Verzauberung fest. Im Zentrum stehen zwei klassische Figuren – Bacchus und Ariadne, deren „Liebe auf den ersten Blick“ bereits in einer Skulptur des 16. Jahrhunderts und später in Tizians berühmtem Gemälde verewigt wurde. In marmorhafter Stille begegnen sie sich, ihre Blicke eingefroren in einem ewigen ersten Augenblick. Über ihnen öffnet ein fotografisches Fragment eines klaren blauen Himmels den Bildraum, bringt Licht und Weite ins Spiel und kontrastiert die Schwere des Steins – ein Hinweis auf ein metaphysisches Terrain zwischen Sehnsucht und Transzendenz. Wie für Paolinis konzeptuelle Praxis typisch, geht es in diesem Werk weniger um eine Erzählung als um eine Reflexion über Wahrnehmung und Gegenwart. Der Titel verweist nicht nur auf romantische Unmittelbarkeit, sondern auch auf den Akt des Sehens selbst – auf das Aufeinandertreffen von Betrachter und Kunstwerk ebenso wie auf das der dargestellten Figuren.

EUR 2.000

Giulio Paolini 1998 Chiaroscuro

Chiaroscuro

1998

Aus: Sequences
Zwei Siebdrucke und Offsetlithographien auf Gohrsmühle Büttenpapier, als Passepartout gefaltet, innen und außen bedruckt. Jedes Blatt 50 x 40 cm (19¾ x 15¾ in), jeweils signiert und nummeriert. Edition limitiert auf 60.

Giulio Paolini über diese Diptych-Edition: „Alle meine Arbeiten drehen sich um eine dem Bild implizite Blende – wie ein idealer Spiegel, der die Erscheinung, die es ausmacht, reflektiert und enthüllt. Die beiden Grafiken Chiaroscuro (hell-dunkel) stellen zwei verschiedene Versionen desselben Bildes dar: einen schwarzen Fleck auf einem weißen Blatt (La Sainte-Vierge von Francis Picabia, 1920) und einen weißen Fleck auf einem schwarzen Himmel (Feuerwerk nach einer Fotografie von Paolo Mussat Sartor). Das erste Bild rahmt das zweite ein und umgekehrt“.

EUR 800

Giulio Paolini 1992 Vis-à-vis (Hera)

Vis-à-vis (Hera)

1992

Aus: Wall Works
Zwei Hälften einer Gipsbüste auf weiß gestrichenen Holzsockeln. So zu installieren, dass sich die Gesichtshälften ansehen und in einem Abstand von 35 cm zueinander vor einer weiß gestrichenen Wand platziert sind. Maße der Installation 169 x 90 x 15 cm (66½ x 35½ x 6 in). Edition limitiert auf 10 Exemplare, mit signierter und nummerierter Zertifikatszeichnung.
 

Giulio Paolinis Wandarbeit-Edition Vis-à-vis (Hera) inszeniert eine stille Begegnung zwischen zwei gespiegelten Hälften eines klassischen Gipsabgusses. Der geteilte Kopf der Hera – der griechischen Göttin der Ehe, der Frauen und der Familie – ist auf zwei weißen Sockeln montiert, die einander direkt gegenüber an der Wand stehen. In dieser Konfrontation scheinen die beiden identischen Profile sich ewig anzublicken und einen visuellen Dialog zu führen, der zugleich intim und abstrakt ist. Die Arbeit knüpft an ein Thema an, das Paolini 1975 mit Mimesi begonnen hat – einer Konstellation, in der sich zwei klassische Köpfe spiegelbildlich gegenüberstehen und grundlegende Fragen nach dem Wesen und der Erscheinung des Kunstwerks aufwerfen. Auch hier untersucht Paolini den Akt des Sehens und Gesehenwerdens und macht das Sehen selbst zum Thema und Medium. Die Verdopplung und Symmetrie versetzen die Skulptur in einen Zustand zeitloser Reflexion und regen die Betrachtenden dazu an, nicht nur über die Natur der künstlerischen Darstellung nachzudenken, sondern auch über den Moment der Begegnung – zwischen Bild und Betrachtendem, zwischen Subjekt und Objekt, zwischen identischen Selbstbildern. Vis-à-vis (Hera) wird so zu einer Meditation über Identität, Wiederholung und die grundlegenden Strukturen, durch die sich Kunst manifestiert.

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