in Online-Ausstellung Paperless Prints




Lexikonzeichnung (2. Serie Mensch), 2006
Aus: Door Cycle
Siebdruck auf beiden Seiten eines mit Amphibolin grundierten Holzpaneels. Größe: 200 x 90 x 4 cm (78¾ x 35½ x 1½ in). Edition: 15, signiert und nummeriert auf separatem Label.
EUR 12.000
Die Skulpturen von Katharina Fritsch (geboren 1956 in Essen, lebt und arbeitet in Düsseldorf) hinterlassen einen bleibenden Eindruck im Gedächtnis. Mit ihren einfachen Umrissen und der kräftigen Farbgebung besitzen sie die Klarheit von Ikonen oder Piktogrammen. Ihre Figuren und Objekte erinnern an Märchen, Fabeln und Mythen. Die Aufmerksamkeit, die Fritsch den Oberflächen der Skulpturen, deren Farben, Maßstab und dem Raum, in dem sie präsentiert werden, widmet, erzeugt eine merkwürdige Spannung zwischen dem Vertrauten und dem Unheimlichen. Ein lebensgroßer Elefant ist anatomisch genau bis in die letzte Hautfalte dargestellt, aber in einem außerirdischen Blaugrün bemalt. Ein Mann, der im Bett liegt, wird von einer riesigen schwarzen Maus konfrontiert, die sich auf seiner Brust niederlässt. Die Wirkung, der Visionären und Fantastischen eine solide Realität zu verleihen, ist beunruhigend. Diese Beziehung ist etwas, das Fritsch gerne erforscht: „Ich finde das Spiel zwischen Realität und Erscheinung sehr interessant“, sagt sie, „ich denke, meine Arbeiten bewegen sich hin und her zwischen diesen beiden Polen.“ Ihre Skulpturen öffnen dunkle Bereiche unseres kollektiven Bewusstseins und konfrontieren tief verwurzelte Ängste, obwohl dies oft durch Humor gemildert wird. Ihre Ikonographie schöpft aus vielen verschiedenen Quellen, darunter das Christentum, die Kunstgeschichte und die Folklore, ohne auf eine einzige Quelle oder Bedeutung reduziert werden zu können.
„Meine ‚Zeichnungen‘ basierten auf Illustrationen aus einer Duden-Bilderlexikon-Ausgabe von 1936. Das Buch [...] hat mich als Kind immer fasziniert. Es zeigt tatsächlich jeden Aspekt des Lebens von Geburt bis Tod in einer trockenen, standardisierten Form in kleinen Bildern. Mich interessierte diese Art von Standardzeichnung. Was ist eine Zeichnung? Für mich ist eine Zeichnung zunächst einmal ein Blatt weißes Papier mit schwarzen Linien darauf, die etwas darstellen [...].“ Die Lexikonzeichnungen zeigen „eine starke, festgelegte Weltordnung, entlehnt aus einem romantischen Deutschland des 19. Jahrhunderts, das damals auch nicht existierte. Das ist für mich die zweite Ebene dieser Zeichnungen: schwarze Linien auf weißem Hintergrund, [...] die eine völlig immaterielle Illusion darstellen.“