Julian Schnabel
Julian Schnabel, geboren 1951 in New York, lebt und arbeitet in New York. Sein Werk ist geprägt von einem kühnen Zusammenspiel aus Widerspruch und Übermaß – einer unberechenbaren Energie, die aus dem Aufeinandertreffen gegensätzlicher Elemente entsteht. Schnabel verbindet malerische Opulenz mit roher Materialität und komponiert theatralische Bildräume aus Fragmenten, Fundstücken und expressiven Gesten. Tonscherben, architektonische Relikte und fotografische Bilder treffen auf ausgreifende Pinselstriche und dichte Oberflächen und ergeben so reich geschichtete Werke, die sowohl historische Tiefe als auch persönliche Mythologien evozieren. Inmitten dieses spannungsreichen Terrains bleibt Schnabels Handschrift unverkennbar – furchtlos, suchend und von poetischer Intensität durchdrungen.
Julian Schnabel Editionen

Lost Relative
1998
Aus: Wall Works
Multimediale Wandmalerei. Fotosiebdruck auf Acetat, gerahmte Fotografie, Siebdruck und Bleistiftlinie an der Wand. Acetate jeweils 70 x 98 cm, Foto 41 x 30,5 cm, Siebdruck 104 x 46 cm, Gesamtgröße der Installation variabel. Limitiert auf 12 Installationen, mit einem signierten und nummerierten Zertifikat.
Julian Schnabels Lost Relative ist eine multimediale Edition, die Malerei, Fotografie und Installation zu einer eindringlichen, theatralischen Komposition verbindet. Ein gerahmtes Foto von Luigi Ontani wird von zwei auf Acetat gedruckten, roten Samtvolants flankiert – wie Relikte einer verschwundenen Bühne oder zeremoniellen Inszenierung. Über ihnen zieht sich ein siebgedruckter, malerischer Farbstrich in tiefem Rot wie eine Wunde oder Erinnerungsspur über die Wand, durch eine gezeichnete Bleistiftlinie mit dem Boden verbunden. Die Schichtung von Materialien und Motiven – fotografisches Bild, malerische Geste, architektonisches Fragment – ist charakteristisch für Schnabels Arbeitsweise, in der sich persönliche Erzählung mit barocker Intensität verbindet. Lost Relative wirkt wie ein Schrein für eine halb erinnerte Figur – teils Fiktion, teils Archäologie, ganz durchdrungen von der Dramatik und Zerbrechlichkeit menschlicher Präsenz.
Malfi
1998
Aus: Sequences
Drei Siebdrucke, gedruckt in fünf bis sieben Farben auf grundiertem Risinger Museumskarton, jeweils handgefertigt mit Monotypie und gegossenem Harz. Jede Grafik 50 x 40 cm (19¾ x 15¾ in), jeweils signiert und nummeriert. Edition limitiert auf 60 Stück.
Julian Schnabels Edition Malfi besteht aus drei Siebdrucken, die jeweils individuell mit Monotypie und gegossenem Harz bearbeitet wurden. Die Arbeiten entstammen Schnabels Werkreihe The Conversation of St. Paolo Malfi – einem eindringlichen Tribut an seinen verstorbenen Freund und ehemaligen Assistenten Paolo Malfi, der 1995 bei einem Autounfall in der Nähe von Rom ums Leben kam. Mit leuchtend gelben Bildgründen, dynamischen roten Gesten und rauen Texturen spiegelt diese Edition die emotionale Erschütterung der Trauer wider. Die Werke vereinen malerische Geste, druckgrafische Technik und skulpturale Materialität zu einer zutiefst persönlichen und spirituell aufgeladenen Bildsprache – exemplarisch für Schnabels kraftvolle Ausdrucksweise.
Set EUR 5.000
Le Tango I
1991
Radierung, Aquatinta, Druck über Collage, auf Büttenpapier, 198 x 137 cm (78 x 54 in). Edition: 48, signiert und nummeriert.
In Le Tango I fügt Julian Schnabel ein visuelles Fragment aus Erinnerung, Verlangen und Verlust zusammen. Das gedruckte Bild sitzender Kartenspieler wird von freien, expressiven Gesten überlagert, während der unvollständige Schriftzug „Le Tango“ wie ein unterbrochener Gedanke am oberen Rand schwebt. Diese Edition fängt Schnabels Gespür für das Gleichgewicht zwischen Figuration und Abstraktion, Erzählung und Atmosphäre ein – und bewahrt dabei seine unverkennbare visuelle Sprache.
Le Tango II
1991
Radierung, Aquatinta, Druck über Collage, auf Büttenpapier, 198 x 137 cm (78 x 54 in). Edition: 48, signiert und nummeriert.
Julian Schnabels Edition Le Tango II gewinnt ihre Spannung aus der Überlagerung unterschiedlicher Elemente: Ein düsteres historisches Bild von Männern um einen Tisch wird teilweise von einer großen, sinnlichen Masse in gemaltem Rosa verdeckt. Ein verbindender Pinselstrich führt zu einer zweiten, blockartigen Form und erzeugt eine eigentümliche Choreografie auf der Oberfläche. Das Werk spiegelt Schnabels malerischen Instinkt wider – roh, emotional und widerspenstig in seiner Umarmung von Widersprüchen.
EUR 16.000
Flamingo II
1991
Radierung, Aquatinta, Druck über Collage, auf Büttenpapier, 198 x 137 cm (78 x 54 in). Edition: 48, signiert und nummeriert.
Flamingo II von Julian Schnabel ist eine leise surreale Edition, in der sich ein feiner kahler Baum mit dem unerwarteten Motiv eines Flamingokopfs verbindet, der sich zwischen den Ästen einnistet. Umrahmt von einem einzigen, fließenden roten Pinselstrich wirkt die Komposition wie ein Zwischenreich aus Andacht und Rätsel. Das Werk veranschaulicht Schnabels Fähigkeit, kraftvolle Gestik mit poetischer Mehrdeutigkeit zu verbinden – und die emotionale Wucht der Malerei in das Medium der Druckgrafik zu überführen.