Gerhard Richter

Gerhard Richter, geboren 1932 in Dresden, lebt und arbeitet in Köln. Er gilt als einer der einflussreichsten und vielseitigsten Künstler der Nachkriegszeit und ist bekannt für seine Erkundung der Grenzen zwischen Malerei, Fotografie und Abstraktion. Richters Karriere erstreckt sich über mehr als sechs Jahrzehnte, in denen er seine Bildsprache immer wieder neu erfunden hat – sein Werk reicht von verschwommenen fotorealistischen Gemälden, die auf persönlichen oder gefundenen Fotografien basieren, über leuchtende Farbfeldtafeln bis hin zu gestisch-abstrakten Kompositionen. Im Zentrum seines Schaffens steht eine grundlegende Auseinandersetzung mit Repräsentation, Erinnerung und der Natur visueller Wahrheit. Durch diese wandelbare Bildsprache hinterfragt Richter die Annahmen der Betrachtenden über Realität, Wahrnehmung und die Rolle der Kunst in der Gegenwart.

Gerhard Richter Editionen

Gerhard Richter 2014 Bagdad (P10)

Bagdad (P10)

2014

Chromogenic Print auf Aluminium (Diasec), 50 x 40 cm. Edition: 500, nummeriert, nicht signiert.

Gerhard Richters Edition Bagdad (P10) ist eine eindrucksvolle Faksimile-Arbeit seines ursprünglichen Gemäldes von 2010 – ein abstraktes Werk, das durch das Ausgießen leuchtender Lackfarben auf eine flache Oberfläche entstand. Die daraus resultierende Komposition zeigt die unvorhersehbaren Wechselwirkungen der Farbpigmente: Einige fließen ineinander, während andere sich deutlich voneinander absetzen – wie etwa die tiefblaue Form im oberen Bereich. Nachdem sich die Farben zu einem dynamischen, fast psychedelischen Muster verbunden hatten, setzte Richter einen endgültigen Moment, indem er eine Glasscheibe über die Oberfläche legte, die Bewegung stoppte und dem Bild eine kühle, distanzierte Glätte verlieh. Der auf Aluminium kaschierte, Diasec-montierte chromogene Abzug greift dieses Moment der Distanz auf und transformiert das Original in ein eigenständiges Kunstwerk, das Reproduktion und Abstraktion zugleich verkörpert. Indem Richter sein Gemälde durch den Akt der Reproduktion erneut betrachtet, kehrt er die Logik seiner fotobasierten Arbeiten um und eröffnet so einen neuen Weg zur Abstraktion – einen, der Materialität, Oberfläche und Wahrnehmung auf vielschichtige Weise hinterfragt.

Gerhard Richter 2008 40.000

40.000

2008

Offsetlithografie mit Klarlack überzogen, 94 x 94 cm. Edition: 100, signiert und nummeriert.

Gerhard Richter schuf diese Edition, indem er kompositorische Entscheidungen auf ein Minimum reduzierte und die Darstellung auf ein zufällig ausgewähltes Farbrepertoire beschränkte. Der Titel 40.000 bezieht sich auf die Anzahl der schwarzen, weißen und grauen Quadrate, aus denen das Werk besteht. Deren Anordnung basiert auf einem digitalen Zufallsverfahren innerhalb zuvor definierter Parameter. Dieser generative Prozess erzeugt eine spannende ästhetische Spannung zwischen Zufall und Kontrolle, algorithmischer Struktur und künstlerischer Intention – und verdeutlicht Richters anhaltendes Interesse am Zusammenspiel von Ordnung, Zufälligkeit und der Rolle der Autorschaft im zeitgenössischen Bildverständnis.

Gerhard Richter 1996 Hood

Hood

1996

Herausgegeben für Documenta X
Offsetdruck auf handgeschöpftem Japanbüttenpapier, 44 x 44 cm (17¼ x 17¼ in). Edition: 60, signiert und nummeriert.

Diese Edition ist ein eindrucksvolles Beispiel für Gerhard Richters kontinuierliche Auseinandersetzung mit medialen Bildern und dem Prozess der Transformation durch Malerei. Grundlage ist eine Fotografie, die ursprünglich in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung veröffentlicht wurde – basierend auf einem Bild der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie zeigt zwei Figuren, eine davon vermummt, in einer nüchternen, dokumentarischen Szene. Richter griff in das Bild ein, indem er die Zeitungsabbildung mit gestischen Pinselzügen in roter und schwarzer Ölfarbe übermalte und das Geschehen dadurch teilweise überdeckte und verfremdete. Anschließend fotografierte er das überarbeitete Bild und ließ dieses Foto wiederum im Offsetverfahren drucken – ein Vorgang, der mehrere Ebenen der medialen Vermittlung überlagert: Pressefotografie, Zeitungsdruck, Malerei und mechanische Reproduktion. Dieser Prozess schafft eine Distanz zum ursprünglichen Ereignis und unterstreicht Richters Interesse an der Zirkulation, Manipulation und Erinnerung von Bildern. Hood spiegelt sowohl politische Unruhe als auch ästhetische Mehrdeutigkeit wider und bringt Richters Faszination für die fragile Grenze zwischen Dokumentation und Abstraktion auf den Punkt.

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